Vermutlich kennt jeder Mysore LehrerIn diese Frage: “Darf ich meinen Spickzettel unter die Matte legen? Dann ist das alles viel einfacher und ich fühl mich besser.”
Jeder, der mit mir praktiziert und diese Frage schon gestellt hat, kennt meine stoisch gleich bleibende Antwort: “Nein. Brauchst Du nicht.”
Warum bin ich so gemein :-) Weil wirklich niemand den Spickzettel braucht, der diese Art der Asana Praxis mittel- bis langfristig für sich entdeckt. Wer regelmäßig in eine Mysore Klasse geht und im besten Fall sogar einen “regelmäßigen” LehrerIn hat, der wird die Serie(n) OHNE Spickzettel lernen. Vielleicht dauert es für den einen länger, als für den anderen. Aber lernen werden es alle. Denn die Asana Praxis wird ja fast täglich praktiziert. Wie mit allem, lernen wir auch hier durch Wiederholung; durch Fokus und Konzentration; durch “machen”. Steter Tropfen höhlt den Stein ;-)
Bei der Asana Praxis alleine zuhause finde ich es anfänglich völlig okay, wenn man sich einen Spickzettel unter die Matte legt.
Schlussendlich funktioniert die Ashtanga Yoga Praxis aber nur, wenn wir nicht mehr auf Zettel gucken und versuchen die dort abgebildete, angeblich perfekten Form nachzumachen. Die Praxis ist in uns – und dort müssen wir sie finden, pflegen und wachsen lassen.
Deshalb gilt bei mir: Wer zuhause auf sich gestellt praktiziert – der darf natürlich anfänglich mal spickeln. Verlassen wollen wir uns auf eine Zettelwirtschaft unter der Matte aber nie. Wir wollen die Abfolge verinnerlichen – sodass wir in kürzester Zeit einfach für uns, mit uns, ganz alleine, ganz im Moment praktizieren können – ohne auf Zettel, in Bücher oder sonst was gucken zu müssen.
Und hier im Shala bei mir.. da bin ja ich da – um nach und nach alles beizubringen, zu helfen, alles zu verinnerlichen und zu unterstützen, die Muster und Abläufe zu lernen, sodass sie auf den individuellen Körper und Geist im Moment passen.
Hinweis
Es handelt sich hier um subjektive Gedanken und Eindrücke der Autorin, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und/oder Richtigkeit erheben. Wir leben in einer subjektiv, individuellen Welt – die absolute Wahrheit gibt es sowieso nicht.